Der Wissenschaftstrend der Innovation-Labs war Thema eines internationalen Symposiums an der Donau-Universität Krems. Die TeilnehmerInnen diskutierten die Vorteile, Grenzen und Hürden für Innovation-Labs auf theoretischer Ebene, aber auch anhand von konkreten Umsetzungsbeispielen. Ein zentrales Projektbeispiel war dabei auch das GovLabAustria, das von der Donau-Universität Krems in Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt betrieben wird.
In Zeiten der rasch fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Vernetzung nimmt die Komplexität von Forschungsfragestellungen zu – wie auch die Zahl der Perspektiven, aus denen heraus Probleme betrachtet werden können. Innovation-Labs sollen dabei als kreative und kooperative Arbeitsumgebungen für neue Impulse und die Einbindung der Stakeholder in Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Verwaltung sorgen. Im Rahmen des Symposiums Innovation-Lab, das Ende November 2016 stattfand, wurde an der Donau-Universität Krems die bisherige Umsetzung des GovLabAustria und anderer Fallbeispiele im Bereich der öffentlichen Verwaltung diskutiert.
Großen und kleinen Innovationen Raum geben
Mag.a Angelika Flatz, die Leiterin der Sektion III im Bundeskanzleramt, sowie der Rektor der Donau-Universität Krems, Mag. Friedrich Faulhammer, eröffneten die Veranstaltung. Derzeit könne man geradezu von einem Boom der Innovation-Labs sprechen, führte Rektor Faulhammer aus. Gerade an der Donau-Universität Krems sei man an dieser Entwicklung interessiert, schließlich habe sich die Donau-Universität Krems seit ihrer Gründung das Ziel gesetzt, den kleinen und großen Innovationen Raum geben zu wollen – in der Lehre wie auch in der Forschung. Gleichzeitig sei es aber gerade auch Aufgabe der Universitäten, solche Wissenschaftstrends, ihre Stärken und ihre Schwächen kritisch zu reflektieren.
Dialog auf Augenhöhe zwischen Staat, Wissenschaft und Gesellschaft
Auch Sektionschefin Flatz strich in ihrer Begrüßungsrede die Bedeutung von kollaborativen Prozessen hervor, wenn es um die Förderung von Innovation geht. Der Schlüssel sei dabei ein Dialog auf Augenhöhe zwischen Staat, Wissenschaft und Gesellschaft. Die proaktive Information und die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern sorge einerseits für mehr Teilhabe und Mitsprachemöglichkeiten und stärke andererseits das Vertrauen in die Politik und öffentliche Verwaltung; diesbezüglich stelle Public Governance ein neues Leitmodell dar, erklärte Flatz.
Vernetzung mit verschiedenen Stakeholdern
„Die Vernetzung mit den verschiedenen Stakeholdern ist ein zentraler Beitrag der Donau-Universität Krems im Rahmen des GovLabAustria“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Peter Parycek, der Leiter des Departments für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung an der Donau-Universität Krems. Über die berufstätigen Studierenden und über Forschungsprojekte stehe die Donau-Universität Krems in unmittelbarem Austausch mit der Praxis; auch zur Verwaltung und mit der internationalen wissenschaftlichen Community habe man bereits in der Vergangenheit Brücken gebaut. Im Rahmen des Symposiums wurde insbesondere auch über den Entwicklungsstand des im Mai 2016 gegründeten GovLabAustria berichtet, das in Kooperation mit dem Bundeskanzleramt betrieben wird.
Innovation inhärent subversiv
Von den Erfahrungen des australischen DesignGov-Labs berichtete der Innovationsexperte Alex Roberts in seinem Impulsreferat. Gezeigt hätten sich klare Vorteile, man könne die Nutzerperspektive einnehmen und so einen besseren Sinn dafür bekommen, was warum geändert werden müsse. Zudem würden die Zusammenarbeit gefördert und Widerstände gegen Innovationen vorerst außen vor gehalten, erklärte Roberts. Das sei wichtig, da „Innovation inhärent subversiv“ sei und sich Systeme daher tendenziell dagegen wehren. Schwierigkeiten zeigten sich jedoch beim Transfer der Innovationen vom Lab in die Praxis, erklärte Roberts in der anschließenden Diskussion: „Das Ökosystem der Labs war häufig zu konservativ.“
Einbettung in Innovationssysteme
Univ.-Prof. Gerald Steiner, Dekan der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung sowie Professor für Organisationskommunikation und Innovation an der Donau-Universität Krems, verwies insbesondere auf die Notwendigkeit, von den Erfahrungen anderer Labs – sei es von IDEO in Palo Alto oder dem Industrial Design Lab in Graz – zu lernen. „Wichtig ist es auch, immer zu berücksichtigen, dass Innovation-Labs in umfassende Innovationssysteme eingebettet sind und dabei die Labs, andere Forschungslabors, Firmen und die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Akteure und Akteurinnen zusammenwirken“, so Steiner. Zudem brauche es gerade im Zusammenwirken zwischen Gesellschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft eine theoretische und methodologische Fundierung sowie klare Rollenverständnisse, um wechselseitige Lernerfahrungen und Entwicklungen gerade auch im Sinne einer transdisziplinären Ausrichtung zu erreichen.