Transparenz und Partizipation in der Rechtsetzung

Im Rahmen eines GovLabAustria-Projektes soll getestet werden, wie Expertise aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bestmöglich zusammengeführt und diese verstärkt in den Prozess der Rechtssetzung einfließen kann.

Zielsetzung

Die in Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vorhandene Expertise von staatlicher Seite systematisch und optimal im Sinne einer transparenten, partizipativen und evidenzbasierten Rechtssetzung zu nutzen und diese möglichst frühzeitig in den Gesetzgebungsprozess einfließen zu lassen.
Etablierung geeigneter Prozesse, unterstützt durch zeitgemäße IT-Instrumente.
Bestmögliche Integration bestehende Infrastruktur und Systeme im Sinne der Verwaltungsökonomie.

Konzeptidee

Die Expertise von Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft stellt großes Potential für die österreichische Verwaltungs- und Regierungsarbeit dar. Betrachtet man beispielsweise gemeinnützige Organisationen, so sind in diesem Bereich in Österreich insgesamt 236.000 Menschen beschäftigt; 28 Prozent der Bevölkerung sind formell ehrenamtlich bei einer gemeinnützigen Organisation aktiv. Viele dieser Organisationen arbeiten zu gesamtgesellschaftlichen Fragestellungen und entwickeln innovative Lösungen für Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft. Insbesondere im Sozial-, Gesundheits-, Umwelt-, Kultur- und Menschenrechtsbereich liegt ein Schatz an Erfahrung und Wissen verborgen, der gehoben werden will.

Transparenz und Partizipation stellen zwei wesentliche Prinzipien von Good Governance – d.h. guter Regierungsführung dar. Um diese Grundsätze verstärkt in den Fokus ihrer Aktivitäten zu rücken, hat die österreichische Bundesregierung in ihrem Arbeitsprogramm das Ziel der „besseren Einbindung zivilgesellschaftlicher Organisationen in politische Entscheidungsprozesse“ formuliert.  Vereinbart ist eine „transparentere und offenere Gestaltung des Gesetzgebungsprozesses“. Sie adressiert damit auch die von Seiten der OECD identifizierten Verbesserungspotentiale im Bereich der Transparenz von Begutachtungsprozessen sowie der Einbindung der Zivilgesellschaft zum frühestmöglichen Zeitpunkt, bspw. vorab eines offiziellen Begutachtungsverfahrens.

Neue Medien haben die Kommunikation im privaten und unternehmerischen Sektor in den vergangenen Jahren revolutioniert. Im Rahmen von E-Government nutzt auch die öffentliche Hand verstärkt digitale Kommunikationstechnologien. Im Bereich der Gesetzgebung und Publikation kommen in Österreich unterschiedliche Systeme zum Einsatz. Diese Systeme (WFA IT-Tool, Rechtsinformationssystem RIS, oder die Homepage des österr. Parlaments) sind jedoch nur eingeschränkt vernetzt bzw. in einen strukturierten und transparenten IT-gestützten Gesetzgebungs-, Begutachtungs- und Veröffentlichungsprozess integriert. Zudem bestehen insbesondere in Hinblick auf die Zugänglichkeit relevanter Informationen und die Möglichkeit einer strukturierten und transparenten Einbringung externer Expertise – im Sinne einer partizipativen Rechtssetzung – Optimierungspotentiale.

Im Rahmen eines GovLabAustria-Projektes soll getestet werden, wie Expertise aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bestmöglich zusammengeführt und diese verstärkt in den Prozess der Rechtssetzung einfließen kann.

Projektvorhaben

Prototypisch wird innerhalb von zwei Jahren im Rahmen eines GovLabAustria-Projektes ein Forschungs- und Entwicklungsvorhaben umgesetzt, das durch den innovativen Einsatz von Informationstechnologien zielorientierte Kommunikation und Kollaboration zwischen Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Rechtssetzungsprozess ermöglicht.

Nach einer Erhebung des Status-Quo in Österreich und der Identifikation internationaler Good Practice Beispiele, sollen die nationalen Bedarfe in diesem Bereich in einem partizipativen Prozess unter Einbindung relevanter Stakeholder erhoben werden. Auf Basis der gewonnen Erkenntnisse wird ein geeigneter Prozess und eine entsprechende Infrastruktur prototypisch umgesetzt, die eine Zusammenführung von Expertise sowie transparente und partizipative Rechtssetzungsprozesse ermöglicht. Sie wird im Rahmen eines „Use Case“ Projektes unter Einbindung aller relevanten Stakeholder prototypisch umgesetzt und getestet. Die Erkenntnisse dieses Prozesses finden in der Fortentwicklung von Prozess und IT-System Berücksichtigung.

 

Meilensteine

01
Bedarfserhebung (bis 23. November 2017)
Nationale Bedarfe, Erfahrungen und Erfolgsfaktoren für eine gute Beteiligungspraxis wurden im Rahmen eines partizipativen Prozesses unter Einbindung relevanter Stakeholder (Verwaltung, Dritter Sektor, Interessensvertretungen, etc.) geprüft. Auf ExpertInneninterviews und Literaturrecherche bereits generierten Wissens zum Status Quo und zu internationalen Good Practice Beispielen wurde zurückgegriffen.
02
Erstellung eines Zwischenberichtes (bis 31. Dezember 2019)
Erstellung eines Berichts zum Projektverlauf und den Erkenntnissen/Empfehlungen als Grundlage für allfällige Use-Cases.
03
Nutzbarmachung und Testung einer geeigneten E-Partizipationsplattform (Oktober 2021)
Testung und Nutzbarmachung der international bewährten Open Source E-Partizipationsplattform DECIDIM dank externer Finanzierung durch die Stiftung netidee.at. Decidim wurde in internationalen Rankings als beste multifunktionale Beteiligungsplattform bewertet. (Die Auswahl erfolgte durch die IGO - Interessenvertretung Gemeinnütziger Organisationen)
04
Identifikation und Design eines Use-Case Projekts (September 2021)
Identifikation der geplanten Novellierung des Freiwilligengesetzes als Use Case in Kooperation mit dem Sozialministerium. Erstellung eines Prozessdesigns mit besonderer Berücksichtigung der Projektziele: bestmögliche Nutzung der in Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft vorhandenen Expertise im Sinne einer transparenten, partizipativen und evidenzbasierten Rechtssetzung. Der Prozess baute auf einer wissenschaftlichen Evaluierung des Freiwilligengesetzes (durchgeführt von der Wirtschaftsuniversität Wien) auf.
05
Umsetzung des Beteiligungsprozesses: Freiwilligenpolitik. mitgestalten. jetzt (März bis Juni 2022)
Einrichtung der digitalen Plattform Freiwilligenpolitik.mitgestalten.jetzt als zentrale Kommunikationsplattform für den Beteiligungsprozess. Kick-Off-Meeting, Ideensammlung und Diskussion von Handlungsempfehlungen, Priorisierung von Handlungsempfehlungen mittels Voting und Abschluss unter Einbeziehung des Sozialministeriums und der zuständigen Freiwilligensprecher:innen im Nationalrat.
06
Projektabschluss
Beschreibung des Meilensteins: Ergebnisse wurden im Abschlussberichts: Zivilgesellschaftliche Empfehlungen zur Novellierung des Freiwilligengesetzes" zusammengefasst und dienen dem Sozialministerium als inhaltliche Unterstützung für die Novellierung. Veröffentlichung der Erkenntnisse aus dem Prozess auf partizipation.at (Juli 2022)

Aktivitäten

28.06.2022
28.06.2022

Abschlusskonferenz mit Berichtspräsentation

Die Ergebnisse wurden in einem Bericht "Zivilgesellschaftliche Empfehlungen zur Novellierung des Freiwilligengesetzes" zusammengefasst und dienen dem Sozialministerium als inhaltliche Unterstützung. Am Prozessende fand eine Videokonferenz mit Berichtspräsentation unter Teilnahme der Verantwortlichen im Ministerium statt. Dazu wurden auch die Freiwilligensprecher:innen der Parlamentsparteien eingeladen.
23.06.2022
23.06.2022

Online-Priorisierung von Handlungsempfehlungen (25.05.2022 - 23.06.2022)

Nach 6 Wochen wurde die Online-Diskussion beendet. Danach arbeiteten die Administrator:innen der Plattform Ihre Inputs in die bestehenden Empfehlungen ein. Teilnehmer:innen konnten die überarbeiteten Handlungsempfehlungen in einem Ranking nach Priorität reihen. Dafür bekamen sie 5 Stimmen, die Sie auf die ihnen wichtigsten Themen aufteilen können. Dieser Prozessschritt diente dazu herauszufinden, welche Themen die aktuell drängendsten und dringendsten für Freiwillige und Ihre Organisationen sind. Die Abstimmungsphase lief über 4 Wochen.
23.05.2022
23.05.2022

Online Diskussion von Handlungsempfehlungen (07.04.2022 - 23.05.2022)

Mit dem Tag der Auftaktveranstaltung startet eine Online-Diskussion der Handlungsempfehlungen. Ziel ist eine inhaltliche Vertiefung und allfällige Ergänzung. Bestehende Empfehlungen können diskutiert oder neue ergänzt werden. Im Vordergrund steht, die inhaltlichen Bedarfe von im Freiwilligenwesen aktiven Personen für eine noch bessere Freiwilligenpolitik für die Zukunft zu erfassen.
07.04.2022
07.04.2022

Kick-Off Workshop

Dem Use-Case Prozess liegen 10 Handlungsempfehlungen, die vom Kompetenzzentrum für Nonprofit Organisationen und Social Entrepreneurship der Wirtschaftsuniversität Wien entwickelt wurden zugrunde. Diese Handlungsempfehlungen werden den Teilnehmer:innen in einer Auftaktveranstaltung präsentiert, und konnten in Folge von auf der Plattform diskutiert werden.
23.11.2017
23.11.2017

Stakeholder-Workshop

Bei diesem partizipativen Workshop wird das Innovationsprojekt vorgestellt und gemeinsam mit StakeholderInnen aus unterschiedlichen Bereichen an Lösungsansätzen für transparente und partizipative Rechtsetzung gearbeitet. Wir laden Sie ein, sich an diesem Projekt aktiv zu beteiligen!
21.09.2017
21.09.2017

Zivilgesellschaft im Dialog 2017: „Demokratie 4.0 - Kommt die Rettung aus der Zivilgesellschaft?“

IGO und GovLabAustria präsentieren und diskutieren die Erhebungsergebnisse der WU-Studie und Fragestellungen zur Zukunft der Demokratie mit VertreterInnen der Zivilgesellschaft.

23.04.2017
23.04.2017

Projektpräsentation Studiengruppen

Studierende der Wirtschaftsuniversität Wien präsentieren die Ergebnisse einer Befragung von VertreterInnen aus Zivilgesellschaft und öffentlichem Sektor zu gelebter Praxis und Möglichkeiten im Bereich Transparenz und Partizipation in der Rechtsetzung. Die Ergebnisse finden Eingang in die Bedarfserhebung und Musterprozesserstellung.
31.03.2017
31.03.2017

Projekt Kickoff

Bei einem gemeinsamen Kickoff-Workshop erfolgt der Startschuss für das Projekt durch IGO, Bundeskanzleramt und Donau-Universität Krems.
28.11.2016
28.11.2016

Innovation Lab Symposium 2016

Die Konzeptidee wird im Rahmen des GovLabAustria Innovation-Lab Symposium an der Donau-Universität Krems einer Fachöffentlichkeit vorgestellt und diskutiert.

Projektteam

Franz Neunteufl
IGO (Projektleitung)
Alexander Grünwald
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (Projektkoordination)
+43 1 531 15 207140
Stefan Lindeis
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
+43 1 53115 207390
Brigitte Barotanyi
Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
+43 1 53115 204222
Bettina Höchtl
Donau-Universität Krems
Romy Grasgruber-Kerl
IGO / partizipationsbuero.at
+43 6505234835

Projektpartner

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